Tirolerisches, ladinisches und serbisches Wellenreiten auf der Donau

Tirolerisches, ladinisches und serbisches Wellenreiten auf der Donau
UPDATE 6.3.2013: Donauwellenreiter sind am Freitag, 8. März 2013 in der Carambolage in Bozen zu sehen, read more…
Donauwellenreiter – das sind Maria Craffonara, Sängerin, Geigerin und Gesangspädagogin aus Südtirol, Thomas Castañeda, Sohn eines Mexikaners und einer Tirolerin, Komponist, Pianist und Klavierbegleiter und Niko Zarin, gebürtiger Wiener mit serbischen Wurzen und Akkordeonvirtuose. Am morgigen 2. März 2012 um 21.30 Uhr präsentieren sie ihr erstmals in Südtirol und in Italien in der Laurin Bar ihr neues Debütalbum Annäherung – ein Bewegen an den Grenzen von E- und U-Musik, mit Anleihen von Minimal-, Pop-, World- und improvisierter Musik. Sängerin Maria Craffonara haben wir vorab getroffen.
Warum der klingende Name “Donauwellenreiter”? Wieso seid ihr von “Brasentina” weg gegangen?
Maria Craffonara: Unsere Musik hat sich verändert, die neuen Stücke klangen nicht mehr “brasentinisch”, waren offener, komplexer und intimer geworden. Besonders hinsichtlich des Debütalbums war klar, dass ein neuer Name her muss. Die Donau ist der Fluss, der uns drei verbindet (Wien–Klosterneuburg), auf ihren Wellen zu reiten ist eigentlich kaum vorstellbar – wir machen es trotzdem.
Wie habt ihr drei euch gefunden?
Das war schon eine eigenartige Fügung! Thomas und ich haben uns Ende 2008 tatsächlich über eine Zettel-Annonce am Schwarzen Brett der Musik-Uni Wien gefunden. Er hat eine Sängerin für ein “neues Musikprojekt” gesucht und ich habe mich gemeldet. Nikola war wenige Monate später bei einem Projekt an seiner Schule für eine Woche lang mein “Schüler”.
Beim gemeinsamen Musizieren war ich schon damals sehr beeindruckt und berührt, deswegen bin ich dann an ihn herangetreten, um ihn einzuladen, im Trio mitzuspielen.
Was ist das Markante an eurer Musik?
Ich denke, dass es sehr ausdrucksstarke Musik ist, man könnte sagen, die Form oder das Genre ordnen sich dem Ausdruck unter. So entstehen sehr unterschiedliche Klangwesen mit starkem Charakter. Auch die parallele Verwendung von drei Sprachen ist eigen.
Warum singt ihr auf Tirolerisch, Ladinisch und Serbisch?
Es sind ganz einfach unsere vertrauten Idiome, wir fühlen uns wohl dabei, das, was wir mitteilen wollen in diesen Sprachen zu tun.
Welche Rolle spielt Ihre beziehungsweise eure Herkunft für die Komposition und Musik?
Das lässt sich gar nicht so genau beantworten. Wir machen ja keine World Music in dem Sinn, wo die Herkunft zum musikalischen Programm wird. Aber natürlich wirken geographische und kulturelle Einflüsse immer auf das musikalische Empfinden.
Woher nehmt ihr die Inspiration für eure Musik? Wie entstehen die Stücke? Wer komponiert?
Thomas Castañeda ist unser Compositeur. Er sammelt seine Ideen auf seinem legendären transportablen Kassettenrecorder. Solche Ideen könne auch einfach so beim Spazieren auf der Strasse entstehen – man muss dann die Hintergrundgeräusche ausblenden… bei den Proben werden diese musikalischen Skizzen dann gemeinsam zu einem Stück gegossen.
Die Texte stammen fast ausschliesslich von mir. Ich denke, die Inspiration lässt sich nicht so leicht festmachen – man verspürt einfach den Drang, die Notwendigkeit, sich über die Töne oder die Worte mitzuteilen.
Gibt es Vorbilder, die für eure Arbeit eine Rolle spielen beziehungsweise die für einen besonderen musikalischen Moment stehen?
Wir mögen es, wenn Musiker es schaffen, die Musik für sich alleine sprechen zu lassen. Wenn die Inhalte so klar und authentisch transportiert werden, dass der Zuhörer in einen Sog eintauchen MUSS. Das ist immer wieder ein faszinierendes Erlebnis – um ein Beispiel zu nennen: Beim Konzert des Richard Galliano Sextetts vergangenes Jahr im Wiener Konzerthaus ist es uns auch so ergangen.
Da entstehen schon wichtige Impulse für die eigene Arbeit.
Welches Stück spielen und mögen Sie persönlich am Liebsten und warum?
Zur Zeit ist mein Favorit “Für Sela”, die Nr. 5 auf unserer neuen CD. Wenn wir dieses Stück spielen, krieg ich immer wieder Gänsehaut. Es berührt mich ganz tief.
Welche Musik hören Sie privat?
Ich komme leider gar nicht so viel zum Musik hören. Aber ich höre mir gerne alles an, was ich gut finde. Volkstümliche Musik ist davon leider ausgeschlossen.
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Musik denken?
Hingabe, Gefühl, Kommunikation.
Welches war Ihr schönstes Konzert?
Als wir letzten August am Potsdamer Platz in Berlin die Lange Nacht der Museen eröffneten und unsere Musik über diesen geschichtsträchtigen Platz ertönte – das war schon sehr besonders.
Was bringen Sie uns nach Bozen mit?
Das Beste was wir haben: Unser brandneues Debütalbum “Annäherung”.
Worum geht es im Debütalbum? Wovon klingen die Stücke? Warum dieser Titel?
Das Album ist eine Hommage an den Facettenreichtum des Lebens. Die Stücke klingen von Freuden und Ängsten, von Sehnsüchten und Zerbrechlichkeiten, von einer unergründbaren inneren Welt.
“Annäherung” bedeutet für uns, dass wir in der musikalischen Arbeit uns selbst und dem sogenannten “eigenen Stil” zwar näher kommen, aber nie das Gefühl haben, etwas absolut Bestehendes zu erschaffen. So wie wir uns ständig weiter bewegen und verändern, so tut es unsere Musik eben auch…
Was bedeutet es Ihnen, in Ihrer Heimat zu spielen?
Es bedeutet mir viel, dort aufzutreten, wo ich meine frühesten musikalischen Impulse erhalten habe und wo meine Texte am Besten verstanden werden.